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Wir feiern die Geburt eines Menschenkindes und zeigen uns betreten und traurig, wenn jemand geht. Mit jeder Geburt kommt auch ein Tod – nur möchten wir die Konsequenz oft nicht wahr haben. Unsere Gesellschaft dreht sich lieber weg. Wir sind in der Vermeidung.

So steht jeder Einzelne meist mit dem Thema für sich alleine da, wenn es darum geht, Abschied zu nehmen. Natürlich ist es in erster Linie der persönliche Verlust, der uns trauern lässt. Doch oft sind wir auch dann berührt, wenn es uns nicht unmittelbar betrifft.
Was macht uns traurig? Ist es das Mitleid für den Sterbenden und auch seine Angehörigen? Ist es das Vergängliche? Ist es das Endgültige? Ist es das Nicht-Aufhalten können, das Erkennen unserer Ohnmacht? Ist es die Ungewissheit darüber, wo es hingeht, die uns Angst macht? Hier könnte uns schon ein aufrichtiger und ehrlicher Blick auf diese Fragen helfen.

Wenn wir die Chance haben, Abschied zu nehmen, was und wie können wir es tun? Selbst wenn jemand schon ein langes und vielleicht sogar gutes Leben voll- und verbracht hat, setzen wir automatisch eine betretene Mine auf. Ist es wirklich das, was wir dem Sterbenden schulden? Werden wir demjenigen damit wirklich gerecht?

Ich frage mich, wie es für mich am leichtesten wäre zu gehen. Wenn die anderen sich bedrückt zeigten und ich am Ende noch das Gefühl bekäme, ich müsste sie trösten? Dann wäre es für mich in der Tat leichter zu gehen, wenn niemand bei mir wäre. Oder erleichtert mir ein Lächeln und ein aufrichtiges „Danke, dass Du da warst“ vielmehr den Weg ins andere Dasein? Der Abschied für immer kann intensiv sein. Manchmal ist es nur ein Satz, der letzte Blickkontakt oder der letzte Händedruck. Vielleicht nur flüchtig und dennoch von solcher Intensität, dass er unvergessen bleibt. Das, zusammen mit dem gemeinsam erlebten, ist das was wir in unseren Herzen mitnehmen können und was uns über den Tod hinaus verbindet. „Gehe in Frieden“, heißt es. Tragen wir etwas dazu bei und lassen den Sterbenden wohlwollend in Frieden gehen. Die Erinnerung kann uns keiner nehmen. Sagen wir demjenigen von Herzen Danke für sein Sein, im Hier und Jetzt in der Zeitlosigkeit.

18.Mai 2016

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